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104 - Pflegebegutachtung Teil 2 - Befunderhebung

Shownotes

Pflegebegutachtung Teil 2 – Die gutachterliche Befunderhebung

In dieser Folge geht es um die gutachterliche Befunderhebung im Rahmen der Pflegebegutachtung. Nachdem wir im ersten Teil über die Vorbereitung gesprochen haben, schauen wir uns jetzt an, wie der Medizinische Dienst (MD) oder andere Gutachter den Pflegebedarf feststellen. Die Begutachtung kann entweder bei einem Hausbesuch oder nach Aktenlage erfolgen. Doch was genau passiert dabei?

In dieser Folge erfährst du:

Welche Methoden zur Befunderhebung genutzt werden
Wie körperliche, geistige und psychische Einschränkungen beurteilt werden
Welche Fragen gestellt und welche Tests durchgeführt werden können
Welche Rolle die Begutachtungsrichtlinien spielen
Worauf du während der Begutachtung achten solltest, um eine realistische Einstufung zu erhalten

Je besser du den Ablauf kennst, desto sicherer kannst du beim Termin auftreten und sicherstellen, dass alle relevanten Einschränkungen korrekt erfasst werden.

In der nächsten Folge geht es dann um den Pflegebescheid: Was steht drin, wie wird er richtig gelesen, und was kannst du tun, wenn du mit der Entscheidung nicht einverstanden bist?

Hast du bereits Erfahrungen mit der Pflegebegutachtung gemacht? Teile sie mit uns oder stelle deine Fragen!

Jetzt reinhören und bestens informiert sein!

Transkript anzeigen

00:00:00: Hallo und herzlich willkommen.

00:00:05: Hallo again.

00:00:07: Da sind wir wieder.

00:00:09: Da sind wir wieder.

00:00:10: Schön, dass ihr da geht weiter mit unserer Serie "Flegebegutachtung, Feststellung der

00:00:17: Pflegeduftlichkeit, Begutachtungsrichtlinie des medizinischen Dienstes zur Feststellung

00:00:23: der Pflegeduftlichkeit nach dem SGB 11".

00:00:26: Genau.

00:00:27: Die Richtlinien werden ja immer angepasst.

00:00:30: Die Bibel der Gutachter.

00:00:31: Die Bibel der Gutachter.

00:00:33: Und früher war das so, wenn da eine Anpassung war, mussten wir uns im Grunde genommen durchlesen,

00:00:38: was da verändert wurde.

00:00:40: Jetzt macht der medizinische Dienst so eine Art Aufstellung, was war, was wurde geändert.

00:00:45: So könnt ihr dann auch nachvollziehen, was dann in der neuen Richtlinie sich verändert

00:00:50: hat.

00:00:51: Lesen kann man diese Richtlinie übrigens über www.mds-ev.de.

00:00:58: Da wird die aktuelle Begutachtungsrichtlinie durch den medizinischen Dienst selber zur

00:01:03: Verfügung gestellt.

00:01:04: Kann man sich durchlesen.

00:01:05: Wir haben ja an der letzten Folge darüber gesprochen, diese Vorbereitung auf die Begutachtung,

00:01:11: also Antragstellung, welche Unterlagen sollte man zusammensuchen und so weiter.

00:01:15: Hört sie euch an.

00:01:16: In dieser Folge gehen wir jetzt den nächsten Schritt.

00:01:19: Wenn die Gutachterin in die Häustlichkeit kommt.

00:01:24: Die sogenannte gutachterliche Befunderhebung nennt sich das.

00:01:28: Durchführt.

00:01:29: Also da hört man ja die schönsten Geschichten und wir haben ja auch von euch schon immer

00:01:35: viel Feedback gekriegt, was dann da so passiert.

00:01:37: Kennt das natürlich aus unserem Arbeitsalltag auch.

00:01:40: Da leben da auch so einiges und es gibt so ein paar Mythen, die wir heute auch mal aufräumen

00:01:44: müssen.

00:01:45: Und die grundsätzliche Frage ist, was passiert dann eigentlich, wenn der die Gutachterin

00:01:51: in die Häustlichkeit kommt?

00:01:53: Also bevor die überhaupt an der Wohnungstür anklopfen, müssen sie auch den Weg zur Wohnungstür

00:01:58: dann entsprechend begutachten.

00:02:00: Weil gerade in Berlin haben wir ja so schräge Nummern, wo Aufzüge dann mitten in der Etage

00:02:06: sind.

00:02:07: Sprich es sind dann anderthalb Etagen oder eine Etage so zu überwinden.

00:02:12: Also die Befunderhebung beginnt vor der Wohnungstür.

00:02:16: Ja, man glaubt das gar nicht.

00:02:18: Nicht erst wenn sie bei euch im Haus in der Wohnung oder wo auch immer stehen, sondern

00:02:21: die, das fängt tatsächlich schon draußen an, wo die sich nimmt und man liest es dann

00:02:26: in den Gutachten auch immer unter Wohnumfeldgestaltung, Wohnumfeld.

00:02:29: Da steht dann so was wie fünf Treppen vor der Haustür, Fahrstuhl vorhanden, nicht vorhanden

00:02:34: und so weiter.

00:02:35: Das heißt, die Begutachtung beginnt tatsächlich schon vor dem guten Tag sein.

00:02:39: Warum?

00:02:40: Weil es kann ja durchaus eine Mobilitätseinstrenkung vorhanden sein, die beim Treppensteigen

00:02:45: dann auch einstrengt, dass man das später dann auch in dieser Bewertungschematik dann

00:02:50: auch berücksichtigen kann.

00:02:52: Ja, es gibt verschiedenste Module, eins bis sechs, die eben der, die Gutachterin, vom

00:02:57: sage ich mal, der, die Gutachterin, der Gutachter, Punkt, so, Abfragt und muss das dann quasi

00:03:04: ja bepunkten, einteilen.

00:03:06: Das erzählen wir euch in der nächsten Folge, wie das genau funktioniert.

00:03:09: Wir haben sechs Module in den verschiedensten Bereichen, die eben abgefragt werden.

00:03:14: Zusammen sind das eben 100 gewichtete Punkte, die am Ende herauskommen.

00:03:17: Und auf diesem Weg dorthin müssen die Parameter abgefragt werden, damit diese 64 Modulpunkte

00:03:25: items eben beantwortet werden können.

00:03:28: Und der eine hat eben das erste Modul, Modul eins ist eben mit, also hat das Thema Mobilität

00:03:34: und da geht es eben unter anderem auch um Treppensteigen, Fortbewegen innerhalb des Wohnbereichs

00:03:38: und so weiter.

00:03:39: Schauen wir uns alles in Ruhe in der nächsten Folge an.

00:03:41: Und da muss der Gutachter die Gutachterin eben schon vor der Tür gucken.

00:03:45: Und dann geht es weiter.

00:03:47: Dann steht nämlich in den Gutachten "Öffnet selbst die Tür".

00:03:50: Also wer macht die Tür auf?

00:03:52: Das ist auch nochmal so ein, ja, also wenn ich G eingeschränkt bin, aber innerhalb von

00:03:58: einer halben Minute die Tür aufmachen kann, kann man die angegebene G-Einstrenkung dann

00:04:03: auch entsprechend hinterfragen.

00:04:05: Also da achtet auch bitte darauf.

00:04:07: Genau.

00:04:08: Also vor der Tür fängt es an, dann gucken die ob er die Tür selber aufmacht und dann

00:04:14: sind die bei euch in der Wohnung und dann geht es eben darum, dass in der Richtlinie

00:04:18: ganz klar geregelt ist.

00:04:19: Diese 64 Item sind immer noch in vier unterschiedliche Kategorien eingeteilt.

00:04:24: Die müssen beantwortet werden in unterschiedlichsten Konstellationen.

00:04:28: Gucken wir uns wie gesagt an.

00:04:29: Und damit die Gutachterin gut das machen können, müssen die eben bestimmte Sachen

00:04:35: abfragen.

00:04:36: Es gibt so, da kommen wir gleich zu, so Geschichten wie "ja, dann kommen die und lassen da einen

00:04:40: Stift fallen" oder "dann fällt irgendwas runter" oder was ich weiß, was man da so

00:04:46: viele Geschichten kennt.

00:04:47: Und dann sollte ich dieses hier machen, wollte ich hinter den Kopf fassen oder den Rücken

00:04:51: fassen.

00:04:52: Und die grundsätzliche Frage ist, warum machen die das?

00:04:54: Was soll das?

00:04:56: Also wir haben ja gesagt, es gibt eine Richtlinie und das Gutachten ist ein sogenanntes Formular-Gutachten.

00:05:03: Also das ist ganz klar vorgegeben und jeder Gutachter muss sich auch daran orientieren.

00:05:08: Und also wie gesagt, die Tür geht auf, mache ich die Tür auf oder meine Pflegeperson die

00:05:14: Tür auf.

00:05:15: Und dann sollte rein theoretisch sich erstmal die Wohnsituation angeguckt werden.

00:05:20: Also sich die Wohnung, Haus, wo die Person dann wohnt.

00:05:24: Insbesondere das Badezimmer.

00:05:25: Insbesondere die Breite der Türen.

00:05:29: Einstieg zum Beispiel in Dusche oder Badewanne.

00:05:33: Gibt es Schwellen?

00:05:34: Weil daraus kann man dann auch wieder Mobilitätseinschränkungen ableiten.

00:05:39: Genau, das wäre die Antwort.

00:05:42: Es geht darum, dass die Gutachterinnen und Gutachter eben nach den Einschränkungen gucken,

00:05:48: diese Inaukscheinnahme.

00:05:49: Wir haben es in der letzten Folge schon so angerissen.

00:05:52: Inaukscheinnahme ist so ein lustiges Wort.

00:05:55: Wenn man das auch so bei Wörteingip wird es rot unterstrichen, weil es irgendwie glaube

00:05:58: ich im Deutschen nichts wirklich vorkommt.

00:06:00: Und inaukscheinnahme heißt, dass die Gutachter verpflichtet sind, sich in ein Bild vor Ort

00:06:06: von der Situation und von der Person zu machen und eben die Einschränkungen zu erfassen.

00:06:11: Es gibt so zwei Wörter.

00:06:13: Funktions- und Fähigkeits-Einschränkungen.

00:06:16: Und aus diesen Funktions- und Fähigkeits-Einschränkungen lässt sich eben der Hilfebedarf ableiten.

00:06:22: Wenn man sich das ganz leicht merken möchte, Funktionseinschränkung ist, was ist im Körper

00:06:27: kaputt.

00:06:28: Also bei einer Demenz ist das Hören kaputt.

00:06:30: Wenn ich mein Arm gebrochen habe, ist der Arm kaputt.

00:06:32: Und die Fähigkeits-Einschränkung, die Fähigkeitsstörung, die daraus resultiert, also die Einschränkung,

00:06:37: nach der die Gutachter suchen, das ist das, worauf der Hilfebedarf beruht.

00:06:41: Wenn ich mein Arm gebrochen habe, kann ich ihn arm nicht bewegen.

00:06:44: Also sollte mir vielleicht jemand helfen beim Brote beschmieren.

00:06:46: Wenn ich Demenz bin, also wenn mein Hören nicht richtig funktioniert, dann habe ich eine

00:06:51: Orientierungsstörung meiner Dwegen oder kann im Tagesabläufe nicht gestalten.

00:06:54: Und das ist eben das, wo die Gutachter ganz genau hingucken.

00:06:59: Und wir hatten das auch schon, die sitzen ja dann meistens da und kloppen in ihrem Laptop

00:07:04: darum.

00:07:05: Wir haben es in der letzten Folge erklärt, dass die eben viele Informationen schon feuer

00:07:07: haben und eben diese Gutachter, welche den Augsteinnahme eben dafür sorgt, dass die vor

00:07:10: Ort immer nur so dieses Kopf hoch, Kopf runter, Kopf hoch, Kopf runter.

00:07:13: Und dann schreiben die ganz viel, weil die haben eine sehr, sehr, sehr, sehr hohe Beobachtungsgabe.

00:07:19: Die haben Pflegefachkräfte sowieso.

00:07:21: Auch Ärzte haben das, weil wir eben schlagartig, sag ich mal, erfassen müssen, ob eine Person

00:07:28: jetzt weiß ich, was bewusstlos werden könnte oder so.

00:07:30: Deswegen sind wir da sehr sensibilisiert worden in unseren Ausbildungen und auch durch unsere

00:07:33: Tätigkeit.

00:07:34: Sorgt auch manchmal dafür, dass man an der Kasse steht und sich denkt, ein neues Hüftgelenk

00:07:38: wäre es bei dem Vornahmann angebracht.

00:07:39: Man hat den Schaden, dass man das dann bei jedem macht.

00:07:42: Man sieht das dann.

00:07:43: Und das sorgt eben dafür, dass die durch kurze Blicke, die müssen gar nicht lange den Kopf

00:07:49: hochheben von ihrem Laptop.

00:07:51: Die kriegen durch ganz kurze Blicke und auch aus den Augenwinkeln erfassen die eben ganz

00:07:55: viel, was man eben nicht kann oder auch kann.

00:07:59: Genau, weil die neue Begutachtungssystematik ab 2017 geht ja eher darauf ein, was man kann,

00:08:06: also die Selbstständigkeit.

00:08:07: Und daraus leiten sich sozusagen die Punkte ab.

00:08:10: Aber du hattest ja vorhin gesagt, Stift runterfallen lassen.

00:08:14: Es gibt auch andere Tricks, die man machen kann.

00:08:16: Also wenn ich im Vorfeld angebe, dass ich mich nicht runterbeugen kann, weil ich Schwindel

00:08:21: habe oder Rückenprobleme und meine Socke nicht anziehen kann, aber dann aus Versehen

00:08:27: der Stift runter fällt und ich den mache und den Stift hochhebe, dann ist das, was ich

00:08:32: vorher angegeben habe, dann nicht mehr passend.

00:08:36: Ja oder eben auch solche Sachen wie, dass man gefragt wird, wir sieht das aus mit Essen

00:08:40: und Trinken.

00:08:41: Und man sagt dann, na ja, hier, Glas kriege ich ja nicht so hoch und man will das irgendwie

00:08:45: zeigen, wie das zittert und so.

00:08:47: Und im Laufe des Gesprächs greift man aber ganz unbewusst, weil man einen Schluck Wasser

00:08:51: trinken möchte, zum Glas führt es zum Mund.

00:08:54: Und das ist das, was die Gutachter registrieren.

00:08:56: Also diese, sage ich mal, gezeigt Sachen, neben die auch war, aber die Gutachten und

00:09:02: Gutachter gucken vielmehr nach diesen unbewussten Handlungen.

00:09:05: Oder auch, wenn es um Mobilität geht, es geht ja um dieses Bücken nach vorne, nach unten,

00:09:10: kommen zu den Füßen, knien und so.

00:09:11: Die fragen euch dann, machen Sie mal die Händen nacken, wie weit kommen Sie nach hinten?

00:09:15: Das ist der Nackengriff, also komme ich bis zu den Ohren, komme ich bis nach hinten,

00:09:18: der Schürzengriff, also ich greife nach hinten in die Lände.

00:09:21: Wie weit komme ich da?

00:09:22: Das hat eben auch mit Hose anziehen, mit anziehen und ausziehen zu tun und so weiter.

00:09:26: Und dann macht man da so, na ja, ich komme ja gerade so bis hier.

00:09:29: Aber während des Gesprächs kratzt man sich dann am Hinterkopf und greift unbewusster

00:09:33: nach hinten.

00:09:34: Das ist das, was die Gutachter registrieren.

00:09:36: Und dann steht eben im Gutachten drinne, dass eben die Mobilität nicht eingeschränkt

00:09:39: ist, weil eben mit den Händen der Hinterkopf berührt werden kann.

00:09:42: Man denkt sich, wieso?

00:09:43: Ich habe doch gezeigt, das ging doch gar nicht.

00:09:45: Aber dieser unbewusste Griff nach hinten, weil es eben gejuckt hat.

00:09:48: Na oder, wenn man ganz am Anfang die Hand gibt.

00:09:52: Auch das?

00:09:53: Und wie gibt man die Hand?

00:09:54: Hat man einen festen Falschluss und der Händedruck?

00:09:57: Also auch das ist gegebenenfalls ein Hilfebedarf, der dann abgeleitet wird.

00:10:02: Wird abgefragt, weil es gibt ja diesen tollen Punkt.

00:10:04: Wie gesagt, wir kauken uns das in der nächsten Folge alles ganz in Ruhe an die Module.

00:10:08: Da wird eben geguckt, wenn es um die Handkraft geht, kann einejenige Flaschen aufschrauben.

00:10:12: Auch das wird ja bepunktet.

00:10:14: Und wenn ich meine, ich gebe jetzt hier wie so ein Bauarbeiter die Hand und zerquetschte

00:10:18: der Gutachter in die Hand.

00:10:19: und sage im nächsten Abend, ich kriege meine Getränkeflasche nicht auf, denkt die sich auch.

00:10:23: Der Nackengriff. Warum der Nackengriff? Hier geht es darum,

00:10:28: kann ich meine Haare hinten waschen, meinen Hinterkopf kämmen.

00:10:32: Dafür der Nackengriff. Der Schürzengriff bei uns Frauen, kann man BH aufmachen oder zu machen.

00:10:38: Kann man sich die Schürze zubinden, kann man sich die Hose hochziehen.

00:10:42: Wichtig ist auch bei der Begutachtung, gucken die natürlich auch auf Größe und Gewicht.

00:10:48: Weil eine extreme Gewicht zu als auch Abnahme ist ein Faktor, was auf eine Erkrankung zurückzuführen ist.

00:10:56: Und es ist halt so, wenn Menschen übergewichtig sind, adipös sind,

00:11:01: kann man daraus auch in Hilfebedarf ableiten, weil man dann aufgrund der Körpermasse dann auch bestimmte Körperregionen nicht anfassen kann.

00:11:08: Der Schürzengriff dient auch gleichzeitig, kann ich mir mein Hintern selber wischen,

00:11:14: abwaschen, kann ich die Toilettengänge selber durchführen.

00:11:18: Also von daher hat das schon seinen Sinn, warum die Gutachter das dann abwagen.

00:11:23: Genau deswegen. Wenn Sie sagen, greifen Sie mal nach vorne, weil kommen Sie mit Ihren Händen wassig wass zu den Füßen,

00:11:30: dann geht es um Rosen und Socken anziehen, Schuhe anziehen.

00:11:33: Oder eben auch, wenn wir dieses haben hier dieses Feinfeinige in den Fingern Sensibilität, Sensibilitätsstörung,

00:11:40: kann ich mir also Schnürsenkel zumachen, kann ich Knöpfe zumachen, Blusen und so weiter.

00:11:44: Das sind eben diese Parameter, die abgefragt werden.

00:11:48: Und wie gesagt, ich möchte exzit darauf hinweisen, es geht eben um diese unterschwelligen Handlungen,

00:11:54: die wir in diesen Begutachtungssituationen vornehmen, aus dem Underbewussten heraus.

00:11:59: Es kratzt am Kopf, oder juckt am Kopf, ich muss kratzen, greife unbewusst zum Glas,

00:12:03: ich greife mal zum Fuß, weil es mich juckt und will da irgendwie kratzen oder so.

00:12:07: Das sind eben die Sachen, was die Gutachter registrieren.

00:12:10: Was mir selber persönlich auch immer wieder passiert, manchmal gehe ich aus der Beratung oder aus der Begutachtung raus,

00:12:16: kriege noch einen Anruf, also bin noch im Auto und sehe dann die Person, die vorher sehr hilfebedürftig sich dargestellt hat,

00:12:25: dann rausgehen auf dem Fahrrad und dann weiß ich wohin.

00:12:29: Also auch da, das ist nicht böse Absicht, also die kontrollieren nicht, aber manchmal gibt es Zufälle,

00:12:35: wo man dann denkt, ah, okay, das stellt sich ganz anders dar, als es vorhin vorgestellt wurde.

00:12:40: Oder ich hatte auch eine Situation, wo dann die zu Begutachtende mit Gehilfen kamen.

00:12:47: Die Gehilfen waren eingestaubt, also die standen schon länger in der Ecke und waren falsch eingestellt.

00:12:52: Also so viel kann halt auch eine Pflegefachkraft einschätzen,

00:12:56: und ich sage, naja, kommen Sie, lassen Sie uns das mal richtig einstellen,

00:13:00: damit Sie Ihre Gehstöcke dann auch entsprechend richtig benutzen können.

00:13:04: Auf solche Sachen wird geachtet und eben auch, was man ja sehr häufig hat,

00:13:08: ist ja nett gemeint, aber möchten Sie einen Kaffee haben.

00:13:12: Und dann laufen die vermeintlich pflegebedürftigen los, also wir reden ja nicht über die, die wo es wirklich ist,

00:13:19: sondern die, die der Meinung sind, sie bräuchten jetzt Hilfe und gehen in die Küche, machen den Kaffee,

00:13:24: fragen noch Milch und Zucker, da schleppen sie auch noch mit und tragen dann beides quasi in den Raum

00:13:29: und im nächsten Atemzug sagen sie, also ne Brote können sie sich nicht schmieren.

00:13:33: Und die Gutachterinnen und Gutachter fragen ja nicht gezielt teilweise

00:13:40: und im Nachhinein hört man dann immer wieder, ja, aber die hat ja gar nichts gefragt, die hat sich gar nichts zeigen lassen,

00:13:45: aber mussten sie gar nicht, weil nach der Richtlinie findet eine Augscheinnahme statt, wo eben geguckt werden soll,

00:13:51: ob derjenige und was er für Einschränkungen hat oder auch nicht und selber kann.

00:13:54: Und wenn er aus diesem, aus diesem Alltagsgespräch sich eben ganz viel ableiten lässt,

00:14:00: ja, steht das dann im Gutachten? Ja, oder wenn ich sage, ich habe Angst vor Menschenmassen,

00:14:05: gebe aber an, dass ich gerne shoppen gehe, ist auch widersprüchlich.

00:14:10: Also gucken Sie darauf oder guckt darauf, was ihr angegeben habt

00:14:14: und das muss dann auch zu den tatsächlichen Einschränkungen passen.

00:14:17: Ich hatte das auch schon gehabt, um das abzuschließen, wo ein Versichert er im Widerspruch eingelegt hat

00:14:23: und dann geschrieben hat, also er käme, er bräuchte jetzt personelle Unterstützung

00:14:29: eben beim Treppensteigen, weil sonst käme er nicht alleine zu seinem Bowling-Team.

00:14:34: Findet den Fehler.

00:14:40: So, komische Zufälle, das sind für euch alles Beispiele, die wir so im Alltag erleben und erlebt haben.

00:14:48: Ihr kennt das alle, ihr habt die meisten schon Gutachten gut nach am Haus gehabt

00:14:51: und wenn nicht, geht es eben genau darum, die Gutachter gucken eben,

00:14:56: wie verhält sich die Person, was kann sie, was kann sie nicht.

00:15:00: Das wird erfasst, egal ob das jetzt direkt abgefragt wird

00:15:04: oder eben auch nur durch mal kurz vom Laptop hochgucken, wahrgenommen wird,

00:15:09: ist das eben genau so, wie der Gesetzgeber das vorgesehen hat.

00:15:12: Es muss nicht speziell gesagt, wenn so jetzt stehen Sie mal auf und gehen Sie ja 3 Meter,

00:15:16: sondern während, so wie die Tür aufgeht, fängt dieser Begutachtungsprozess quasi an

00:15:22: und der endet, wenn der Gutachter im Auto sitzt und weiterfährt

00:15:25: und alles was er bis dahin sieht, hört, riecht, schmeckt, sage ich immer und fühlt,

00:15:29: fließt dann dieses Gutachten ein.

00:15:31: Es gibt auch Situationen, wo nichts vorgeführt wird.

00:15:34: Da kann der Gutachter das dann auch entsprechend einfordern, wenn jemand zum Beispiel im Bett liegt,

00:15:39: sich dann vorführen lassen, wie setzt er sich an dem Bettrand

00:15:43: und wie findet dieser Transfer dann aus dem Bett in den Stuhl statt.

00:15:47: Das kann durchaus dann auch gefordert werden.

00:15:50: Und wenn man da sagt, ne, mache ich nicht, ohne es zu begründen, ist das die fehlende Mitwirkung.

00:15:55: Ja, wenn man sich verweigert oder auch, da hatten wir auch letzte Folge gesagt,

00:16:00: um die Tür zu lässt und denjenigen hier nicht reinlässt, oder eben dann, wenn der sagt,

00:16:04: hier zeigen Sie mal, wie hoch kommen Sie mit den Armen und Sie sitzen da und sagen,

00:16:07: ich bewege mich ja nicht, ich mache gar nichts, dann ist das eine fehlende Mitwirkung.

00:16:11: Vielleicht noch ein Hinweis, also bei körperlichen Einschränkungen sieht man es,

00:16:16: dann die Funktionseinschränkungen dann auch sehr gut nachvollziehen.

00:16:20: Schwierig ist es bei psychischen Einschränkungen und bei kognitiven Einschränkungen.

00:16:24: Das ist halt ein gebrochenen Arm, eingegibt, sieht man sofort, aber irgendwie,

00:16:29: ich sage mal, gebrochene Seele oder psychische Erkrankungen, das ist nicht sofort erkennbar.

00:16:35: Da ist es sehr, sehr hilfreich, wenn ihr da zu Therapieberichte habt,

00:16:39: Medikamentenpläne, wo daraus dann auch abzuleiten ist.

00:16:43: Und damit könnt ihr dann auch belegen, dass diese psychische Einschränkung dann auch vorhanden ist.

00:16:48: Ja, ein häufiges Thema, Ängste und Antriebslosigkeit.

00:16:52: Also wenn derjenige sagt, ne, ich stehe hier nicht auf, ist das eine Antriebslosigkeit oder nicht?

00:16:56: Hab ich manche an manche Tage.

00:16:58: Also das sind so die Punkte, die schauen wir uns dann, das ist im Modul 3 verankert,

00:17:05: da schauen wir uns dann nächste Woche ganz genau an, worauf man achten muss

00:17:10: und warum eben sehr häufig Ängste und Antriebslosigkeit eben nicht anerkannt wird.

00:17:15: Und noch ein Hinweis, also wenn die Einschränkung durch eine Nutzung von einem Hilfsmittel kompensiert wird,

00:17:22: ist es als kein Hilfebedarf anzurechnen.

00:17:25: Sprich, Beispiel, ich hab G-Einschränkungen und benutze einen Roulator

00:17:31: und kaum mit diesem Roulator vorwärts zählt es als nicht G-Eingeschränkt,

00:17:36: weil ich durch das Hilfsmittel dann entsprechend meinen Hilfebedarf kompensieren kann.

00:17:40: Ein so genannter Pflege erleichternder Faktor.

00:17:43: Ja, wie ist es, wenn ich sage, ja, ich bin zwar G-Eingeschränkt, aber ich möchte kein Roulator benutzen?

00:17:50: Darf das nicht zum Nachteil ausgelegt werden, also man kann nicht gezwungen werden,

00:17:54: einen Hilfsmittel zu nutzen.

00:17:56: Also wie sagt man so schön, wir sagen immer im Konjunktiv, hätte wäre sei.

00:18:01: Also die Gutachter oder die Kasse kann auch nicht sagen, ja, wenn sie dieses Hilfsmittel nutzen würden,

00:18:06: wenn sie dieses und jenes machen würden, dann hätten sie ja kein Hilfebedarf, das geht nicht.

00:18:12: Hätte ich auch mal eine Konstellation, da hatte die angehende Pflegebedürftige sehr lange Haare,

00:18:17: also sprich, ein langer Aufwand beim Haarenwaschen, da hat die Gutachterinnen gesagt,

00:18:21: na ja, da müssen sie ihre Haare schneiden.

00:18:23: Das darf nicht sein, aber andererseits...

00:18:26: Also war noch im alten System, wenn du ein Beispielst, keine Rolle, aber so war so eine Situation gab's.

00:18:30: Ja, genau.

00:18:31: Dann hatte ich auch eine Situation, wo religiöse Waschungen als Hilfepedarf irgendwie angegeben wurden.

00:18:38: Das zählt nicht, also bei der Pflegebegutachtung geht's um den normalen, um den normale körperliche Pflege.

00:18:47: Ja, was kann derjenige und was kann er nicht mehr?

00:18:50: Wie gesagt, die Gutachterinnen und Gutachter gucken sich das direkt an, aber auch indirekt.

00:18:55: Also sie müssen sich nicht quasi auf eingeforderte Handlungen angucken,

00:18:59: sondern es reicht die Beobachtung der Situation aus, um einschätzen zu können, ob jemand etwas kann oder nicht kann.

00:19:06: Und viele irren sich leider der Hilfepedarf in der hauswirtschaftlichen Versorgung,

00:19:13: weil da kommt der meistens als erstes, ich kann nicht auf die Leiter meine Fenster nicht putzen,

00:19:18: ich kann nicht schwer tragen, kann nicht einkaufen, ist zwar ein Hilfepedarf,

00:19:22: der aber zur Pflegebedürftigkeit nicht reinzählt und bei den gewichteten Punkten auch keine Auswirkungen hat.

00:19:31: Genau, wie diese Punkte zustande kommen oder nicht zustande kommen und in welche Module was reingehört

00:19:37: und warum man eben auch zumindest die Gutachterinnen und Gutachter und Fachkräfte, also Fachkräfte für Pflegebedürftigkeit,

00:19:45: die sich mit auskennen, auf einen Blick sehen können, ob sich ein Widerspruch lohnt oder auch nicht

00:19:50: und kein Erfolg haben könnte, das zeigen und erzählen wir euch in der nächsten Episode.

00:19:57: Ich hoffe, wir konnten euch das Thema einigermaßen nahebringen

00:20:04: und dass ihr in der ersten Folge da euch vorbereitet zur Begutachtung

00:20:10: und in der Folge dann nachvollziehen könnt, warum der oder die Gutachterinnen da bestimmte Bewegungsmechanismen von euch irgendwie vorzeigen lassen möchte.

00:20:19: Oder auch nicht. In diesem Sinne, bleibt schön gesund, bleibt sarkastisch

00:20:25: und ich sage noch Tschüss und Kuss, euer Fidu Bus.

00:20:29: Bis nächste Woche. Tschüss.

00:20:33: [Musik]

00:20:37: [Pfiff]

Kommentare (1)

Tinalina

Ich bin immer wieder begeistert von diesem wunderbaren Pflegecafe

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